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Der Keramikgarten / Mounds of Broken Pottery

Der Keramikgarten / Mounds of Broken Pottery

Mounds of Broken Pottery

Landesgartenschau - Wolfsegg am Hausruck / OÖ, 2023

re-use Materialien: Bauschutt, Keramikteile aus Bauschuttcontainern, weggeworfene Pflanzen

Garden Show - Wolfsegg am Hausruck / Upper Austria, 2023

re-use materials: building rubble, ceramic parts from building rubble containers, discarded plants

Searching, finding, arranging - playing with what others want to get rid of. The ceramic garden is a staging of the overlooked, an archive of discarded things. Mountains of waste pile up in the waste collection centers of the Hausruckviertel - neatly separated, but in grotesque masses. An unleashed consumer society is getting rid of what no longer fits in to make room for something new. Quietly, neatly, without much fuss.

The found objects collected here tell of longings: for harmony, idyll, orderly conditions. Plates with pastoral-romantic motifs, figures of saints, flower pots - remnants of a bourgeois and rural taste that longs for consistency. But while the landscape outside has long since been shaped by industry and intensive agriculture, the façade of beauty remains. In garden design and landscape architecture, too, the image of “wilderness” has long since established itself as a design principle. Wilderness as a trend, as a controlled imitation of the uncontrolled. But what happens when the wild really becomes wild?

The piles of rubble are not only a platform for discarded artifacts, but also for something unexpected: Countless seeds of amaranth and goosefoot plants sprout from the rubble, overgrow the piles of ceramics and give rise to untamed vegetation. Suddenly, what was previously a “beautiful break” begins to totter. The garden show management is in turmoil: the garden is overgrown! And with it the uncertainty. What was planned here, what is allowed to remain, where is the boundary between wanted and unwanted? The ceramic garden is a source of friction. It's about control - about the need to steer even the chaotic into aesthetic channels. People love the look of the wilderness as long as they can shape it. But when nature takes over on its own, the mood shifts and the relationship to discarded things also changes.

The once discarded artifacts become valuable again. Plates, figurines, decorated ceramic shards - suddenly they are no longer garbage, but coveted objects. They are admired, stolen, touched. And with them comes the question: is this a garden? An art installation? A landfill site? Are we allowed to help ourselves? Does everything have to stay as it is? The ceramic garden provokes this ambiguity. It oscillates between art, wilderness, junkyard and place of longing. It questions the surface aesthetics of the “natural” and the “wilderness”. When is wilderness welcome?

Suchen, Finden, Arrangieren – ein Spiel mit dem, was andere loswerden wollen. Der Keramikgarten ist eine Inszenierung des Übersehenen, ein Archiv ausrangierter Dinge. In den Altstoffsammelzentren des Hausruckviertels türmen sich die Abfallberge – fein säuberlich getrennt, doch in grotesker Masse. Eine entfesselte Konsumgesellschaft entledigt sich dessen, was nicht mehr ins Bild passt, um Platz für Neues zu schaffen. Still, ordentlich, ohne großes Aufsehen. Dann kann weitergekauft werden.

Die Fundstücke, die hier versammelt sind, erzählen von Sehnsüchten: nach Harmonie, Idylle, geordneten Verhältnissen. Teller mit pastoral-romantischen Motiven, Heiligenfiguren, Blumentöpfe – Überreste eines bürgerlichen und bäuerlichen Geschmacks, der sich nach Beständigkeit sehnt. Doch während die Landschaft draußen längst von Industrie und intensiver Landwirtschaft geprägt ist, bleibt die Fassade des Schönen erhalten. Auch in der Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur hat sich das Bild der „Wildnis“ längst als Designprinzip durchgesetzt. Wildnis als Trend, als kontrollierte Nachahmung des Unkontrollierten. Doch was, wenn das Wilde wirklich wild wird?

Die Bauschutthügel sind nicht nur ein Podium für entsorgte Artefakte, sondern auch für etwas Unvorhergesehenes: unzählige Samen von Amarant- und Gänsefußgewächsen keimen aus dem Schutt, überwuchern die Keramikhaufen und lassen eine ungezähmte Vegetation entstehen. Plötzlich gerät das ins Wanken, was vorher noch ein „schöner Bruch“ war. Die Gartenschauleitung ist in Aufruhr: Der Garten wächst zu! Und mit ihm die Unsicherheit. Was war hier geplant, was darf bleiben, wo ist die Grenze zwischen gewollt und ungewollt? Der Keramikgarten ist eine Reibungsfläche. Es geht um Kontrolle – um das Bedürfnis, selbst das Chaotische in ästhetische Bahnen zu lenken. Die Menschen lieben den Look der Wildnis, solange sie ihn gestalten können. Doch wenn die Natur von selbst übernimmt, kippt die Stimmung.

Auch das Verhältnis zu den entsorgten Dingen verändert sich. Die einst weggeworfenen Artefakte werden wieder wertvoll. Teller, Figuren, dekorierte Keramikscherben – plötzlich sind sie nicht mehr Müll, sondern begehrte Objekte. Sie werden bewundert, entwendet, angefasst. Und mit ihnen kommt die Frage: Ist das hier ein Garten? Eine Kunstinstallation? Eine Deponie? Darf man sich bedienen? Muss alles so bleiben, wie es ist?

Der Keramikgarten provoziert diese Unklarheit. Er changiert zwischen Kunst, Wildnis, Schrottplatz und Sehnsuchtsort. Er hinterfragt die Oberflächenästhetik des „Natürlichen“ und der "Wildnis". Wann ist die Wildnis willkommen?

Suchen, Finden, Arrangieren – ein Spiel mit dem, was andere loswerden wollen. Der Keramikgarten ist eine Inszenierung des Übersehenen, ein Archiv ausrangierter Dinge. In den Altstoffsammelzentren des Hausruckviertels türmen sich die Abfallberge – fein säuberlich getrennt, doch in grotesker Masse. Eine entfesselte Konsumgesellschaft entledigt sich dessen, was nicht mehr ins Bild passt, um Platz für Neues zu schaffen. Still, ordentlich, ohne großes Aufsehen. Dann kann weitergekauft werden.

Die Fundstücke, die hier versammelt sind, erzählen von Sehnsüchten: nach Harmonie, Idylle, geordneten Verhältnissen. Teller mit pastoral-romantischen Motiven, Heiligenfiguren, Blumentöpfe – Überreste eines bürgerlichen und bäuerlichen Geschmacks, der sich nach Beständigkeit sehnt. Doch während die Landschaft draußen längst von Industrie und intensiver Landwirtschaft geprägt ist, bleibt die Fassade des Schönen erhalten. Auch in der Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur hat sich das Bild der „Wildnis“ längst als Designprinzip durchgesetzt. Wildnis als Trend, als kontrollierte Nachahmung des Unkontrollierten. Doch was, wenn das Wilde wirklich wild wird?

Die Bauschutthügel sind nicht nur ein Podium für entsorgte Artefakte, sondern auch für etwas Unvorhergesehenes: unzählige Samen von Amarant- und Gänsefußgewächsen keimen aus dem Schutt, überwuchern die Keramikhaufen und lassen eine ungezähmte Vegetation entstehen. Plötzlich gerät das ins Wanken, was vorher noch ein „schöner Bruch“ war. Die Gartenschauleitung ist in Aufruhr: Der Garten wächst zu! Und mit ihm die Unsicherheit. Was war hier geplant, was darf bleiben, wo ist die Grenze zwischen gewollt und ungewollt? Der Keramikgarten ist eine Reibungsfläche. Es geht um Kontrolle – um das Bedürfnis, selbst das Chaotische in ästhetische Bahnen zu lenken. Die Menschen lieben den Look der Wildnis, solange sie ihn gestalten können. Doch wenn die Natur von selbst übernimmt, kippt die Stimmung.

Auch das Verhältnis zu den entsorgten Dingen verändert sich. Die einst weggeworfenen Artefakte werden wieder wertvoll. Teller, Figuren, dekorierte Keramikscherben – plötzlich sind sie nicht mehr Müll, sondern begehrte Objekte. Sie werden bewundert, entwendet, angefasst. Und mit ihnen kommt die Frage: Ist das hier ein Garten? Eine Kunstinstallation? Eine Deponie? Darf man sich bedienen? Muss alles so bleiben, wie es ist?

Der Keramikgarten provoziert diese Unklarheit. Er changiert zwischen Kunst, Wildnis, Schrottplatz und Sehnsuchtsort. Er hinterfragt die Oberflächenästhetik des „Natürlichen“ und der "Wildnis". Wann ist die Wildnis willkommen?

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© Jo Hloch

© Hannes Gröblacher

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